Nur noch in der Hälfte aller NRW-Städte überhaupt erschwinglich

Wohneigentum für Familien

13.09.2023



Rund 50 Prozent der Deutschen sind Besitzer eines Eigenheims – und folgt man der aktuellen Studie des Institutes der deutschen Wirtschaft (Köln) wird diese im europäischen Vergleich ohnehin niedrige Zahl nicht so schnell steigen. In einem Pressegespräch stellten der BFW-Landesvorsitzende Martin Dornieden, Landesgeschäftsführerin Elisabeth Gendziorra und Pekka Sagner, Immobilienökonom am Institut der Deutschen Wirtschaft, die im Auftrag des BFW – Verband der Freien Immobilien- und Wohnungsunternehmer - erstellte Studie vor. Der Ökonom untersuchte bundesweit und konkret für die Kommunen und Landkreise in NRW den Einfluss gestiegener Zinsen auf die Erschwinglichkeit von selbstgenutzten Wohnimmobilien für Familien mit zwei Kindern mit durchschnittlichem Haushaltseinkommen und einer Eigenkapitalquote von 20 Prozent.

 

„Im ersten Halbjahr 2018 war es mit diesen Voraussetzungen in 90 Prozent der Gemeinden in Nordrhein-Westfalen möglich, Wohneigentum zu erwerben. Im zweiten Halbjahr 2021 – und damit vor der Zinswende - zeigte sich bereits, wie es für Haushalte mit mittlerem Einkommen schwieriger wurde, die üblichen Erschwinglichkeitsgrenzen – 30 Prozent des Nettoeinkommens werden für die Darlehenstilgung genutzt - nicht zu überschreiten.  Wohneigentum war jedoch noch in 80 Prozent der Gemeinden finanzierbar“, so das Fazit von Pekka Sagner. Bei der Bestimmung des mittleren Haushaltsnettoeinkommens stützte sich das Institut auf Zahlen der Finanzverwaltung aus den einzelnen Städten und Landkreisen.

 

Die Situation hat sich in den letzten zwei Jahren durch gestiegene Zinsen, gestiegene Baukosten und damit höhere Kosten für den Erwerber jedoch dramatisch verschlechtert: „In NRW hat sich der Teil der Gemeinden, in denen Wohneigentum unter den genannten Voraussetzungen erschwinglich ist, auf weniger als die Hälfte reduziert. Der Großteil der Bevölkerung wohnt damit in Gemeinden, in denen es für eine Familie nicht mehr möglich ist, bedarfsgerechtes Wohneigentum zu erwerben“, so Dirk Salewski, BFW-Bundesvorsitzender und geschäftsführender Gesellschafter der beta-Gruppe. Dies sei vor allem mit Blick auf die Vermögensbildung der Bevölkerung und einen Ruhestand in den eigenen vier Wänden eine echte Katastrophe.

 

In dieser angespannten Situation fordert der BFW NRW die politischen Akteure auf, wohnungspolitisch gegenzusteuern. „Nachrangdarlehen bis zu einer Kreditsumme von 150.000 Euro und einem Zins von zwei Prozent sowie eine Reduktion der Grunderwerbsteuer von 6,5 auf 0,5 Prozent würden die Situation deutlich entspannen“, erklärte Pekka Sagner. „Beide Maßnahmen zusammen könnten die Finanzierbarkeit von Wohneigentum wieder deutlich erleichtern.“

 

Dortmund würde profitieren

 

Die Reduktion der Grunderwerbsteuer von 6,5 auf 0,5 Prozent würde nach den Kriterien des Institutes dafür sorgen, dass die Zahl der Städte und Gemeinden, in denen Wohneigentum wieder erschwinglich wäre, auf 201 steigen würde. Allein preisgünstige Nachrangdarlehen würden den Erwerb von Wohneigentum in 43 Gemeinden erschwinglich machen. Profitieren würde beispielsweise die Ruhrgebietsmetropole Dortmund. Die Kombination der genannten Maßnahmen würde nach Ansicht der Forscher dafür sorgen, dass in zwei Dritteln der Gemeinden in NRW wieder der Erwerb von Wohneigentum für Familien überhaupt möglich wäre.

 

Kamen und Werne nicht bezahlbar

 

Die Kombination beider Maßnahmen hätte beispielsweise in Holzwickede positive Auswirkung. In zwei Westfalen-Städten allerdings würden selbst beide Maßnahmen ohne spürbaren Effekt verpuffen: Trotz Kombination von reduzierter Grunderwerbssteuer und preisgünstigen Nachrangdarlehens bliebe Wohneigentum in Kamen und Werne weiterhin unerschwinglich.

 

Im regionalen Raum noch bezahlbar

 

Insgesamt ist Wohnraum in den westfälischen Städten im Vergleich zu anderen NRW-Regionen günstig. So ist beispielsweise in Bergkamen, Unna, Lünen, Schwerte, Fröndenberg oder Selm Wohnraum schon ohne die genannten Maßnahmen erschwinglich.

Dirk Salewski wies darauf hin, dass eine zeitgemäße Wohneigentumsförderung zudem entlastende Wirkung für den angespannten Mietwohnungsmarkt hätte. „Da es aktuell zu wenige Menschen gibt, die durch den Einzug ins Eigenheim Mietflächen frei geben, fällt dieser ‚Sickereffekt‘ weg, entsprechend hoch ist der Druck auf dem Mietwohnungsmarkt.“