Das Ende der Stadtflucht?

03.07.2023



Noch zieht es viele Deutsche aufs Land, doch der Trend wird langfristig zum Stadtleben gehen. Die Gründe liegen vor allem in der Demographie und Infrastruktur. Zu diesem Fazit kommt Remax Germany mit Blick auf eine breit angelegte Europa-Studie unter mehr als 16.000 Teilnehmern. Für die Städte bedeutet das künftig: Noch mehr Konkurrenz auf dem Wohnungsmarkt.

 

Die Entdeckung des Landlebens im Zuge der Corona-Pandemie und stark gestiegener Immobilienpreise in den Metropolen könnten sich als kurzes Intermezzo entpuppen. Zwar bevorzugt ein Drittel der Deutschen (35,7 Prozent) aktuell die ländliche Idylle. Vier von zehn Deutschen (41,3 Prozent) wohnen indes schon heute lieber in der Stadt. „Die Corona-Pandemie hat die Stadtflucht zwischenzeitlich zweifelsfrei befeuert. Home-Office, mehr Platz, niedrigere Mieten und Kaufpreise haben Vorteile versprochen. Doch seit der Rückkehr ins Büro und mit Blick auf die immer älter werdende Bevölkerung wird es langfristig wieder mehr Stadtzuzug geben“, erwartet Kurt Friedl, CEO von Remax Germany.

 

Derzeit überwiegt laut Studie bei den Deutschen noch die Lust aufs Landleben. 16 Prozent der Befragten möchten aus der Stadt ins Dorf. Nur 7 Prozent wollen vom Land in die Stadt. Immobilienexperte Friedl erwartet ab 2030 eine Trendumkehr und einen regelrechten Run auf die Städte. Dann nämlich, wenn Millionen Babyboomer in Rente gehen. Gerade für ältere Menschen bietet die Stadt Vorteile, die auf dem Land nicht unmittelbar zur Verfügung stehen.

 

Mehr als die Hälfte (54 Prozent) der befragen Deutschen verspricht sich vom urbanen Leben eine bessere Infrastruktur, 44,5 Prozent einen besseren Zugang zur Gesundheitsversorgung und etwas mehr als ein Drittel (36,2 Prozent) mehr Vielfalt. Es folgen Aspekte wie kürzere Arbeitswege (34,8 Prozent), Zugang zu Arbeit (32,3 Prozent), Kultur (31,9 Prozent) und bessere Internetverbindung (30,6 Prozent).

 

Bis die Älteren jedoch die Städte erobern, genießen sie die Vorteile abseits städtischen Trubels. Als Hauptgründe für das Wohnen auf dem Land nennen knapp sieben von zehn (69,2 Prozent) Befragten mehr Nähe zur Natur, die Hälfte (50,3 Prozent) mehr Privatsphäre und 45,3 Prozent die Chance auf mehr Wohnraum. Ein langsamerer Lebensrhythmus (39,1 Prozent), mehr Sicherheit (32,9 Prozent), geringere Lebenshaltungskosten (28,2 Prozent) und mehr Zeit mit der Familie (25,7 Prozent) sind weitere Argumente.

 

Da die „Speckgürtel“ das Beste aus beiden Welten vereinen, könnten Stadtrandgebiete laut Remax Germany in den nächsten Jahren ebenfalls weiterhin zu den Gewinnern auf dem Immobilienmarkt zählen. „Dort finden Immobilieninteressenten mehr Ruhe und Platz, ohne gänzlich auf Infrastruktur verzichten zu müssen. Darüber hinaus bieten die Speckgürtel einen guten Kompromiss aus von Arbeitnehmern gern in Anspruch genommenem Home-Office und von Arbeitgebern immer öfter wieder geforderter Präsenz. Wer am Stadtrand wohnt, kommt noch ins Büro. Wer 40 Kilometer außerhalb in der Provinz Quartier bezogen hat, ist mehr auf die Möglichkeit von Home-Office angewiesen“, gibt Friedl zu bedenken.